21.03.2020 00:00 Uhr

Worte der Besinnung


Man darf wohl sagen, dass wir mit der Corona-Pandemie einen Einschnitt historischen Ausmaßes erleben. Sie kommt nicht völlig überraschend: Virologen der Weltgesundheitsorganisation machten schon länger auf Möglichkeit einer Pandemie aufmerksam. Nicht nur, weil die Welt wie noch nie vorher vernetzt ist, sondern vor allem, weil die Geschwindigkeit, mit der wir Menschen uns heute über Kontinente hinweg bewegen, die Schnelligkeit der weltweiten Ausbreitung begünstigt. Das ist neu. Und neu ist eine solche Herausforderung auf jeden Fall auch für die Nachkriegsgenerationen, zu denen auch ich gehöre. Abgesehen vom Klimawandel bin ich doch in dem Bewusstsein aufgewachsen: Krise ist immer woanders. Hunger ist Afrika, Krieg ist der Nahe Osten, Seuchen gibt es in unterentwickelten Gebieten. Nun ja … das war dann wohl gestern.

„Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet.“ So schrieb es vor fast 2000 Jahren der krisenerfahrene Apostel Paulus an seine Mitchristen in Rom [Röm 12,12].

Geduld und Fröhlichkeit – vielleicht besser „Zuversicht“ - werden wir in den kommenden Wochen wohl in der Tat brauchen. Zeichen der Geduld ist es, nicht gleich auf jede Nachricht aus dem Netz aufzuspringen, erst recht nicht wenn sie vom Bekannten eines Freundes dem sein Schwager stammt. Alles was zu wissen wichtig ist, wird in serösen Quellen veröffentlicht. Geduld auch mit uns selbst und anderen, denn die neue Wirklichkeit wird sich erst einspielen müssen. Wie immer tut sich der eine leichter mit neuen Wegen, der anderer schwerer, aber mit Rücksicht und Achtsamkeit auf den Nächsten wird auch das gelingen. Natürlich. Wichtig ist eben, immer auch ein wenig für den Menschen neben uns mitzudenken.

Zur Fröhlichkeit und Zuversicht eines Paulus gehört, sich nicht von der Angst regieren zu lassen. Ja, es besteht Grund zu Sorgen, für manche unter uns auch aus wirtschaftlichen Gründen, und das ist nicht klein zu reden, doch „Angst essen Seele auf“. Besser man reagiert mit besonnenem und solidarischem Handeln. Viele Kirchengemeinden organisieren zur Zeit Unterstützung und hier sieht man auch die guten Seiten der Internets: Nachbarschaftshilfe ist auf Facebook ein großes Thema. Danke dafür. Auch dazu werden wir in den kommenden Wochen Zeit haben: Fantasie zur Nächstenliebe zu entwickeln. Es wird zu den positiven Erfahrungen dieser Krise gehören, dass es mehr Menschen gibt, die füreinander einstehen, als solche, die nur an sich denken. Schon Jesus wusste schließlich, dass es die Barmherzigen gibt, die Sanftmütigen und Friedfertigen, die reinen Herzens.

Als letztes das Gebet. Das beharrliche. Ja, wir beten für der Stadt Bestes (Jer 29,7). Und, ja, in all dem Schlamassel haben wir auch Grund zu danken: für die Ärzte und Schwestern, die mutig ihren Dienst tun; für die Verkäuferinnen und Verkäufer, die immer wieder die leergehamsterten Regale füllen; für LKW-Fahrer im Stau an den Grenzen; für Politiker und Verwaltungsangestellte, die versuchen, angemessen zu regieren und zu reagieren; für alle, die sich sorgen. Wir beten für Erkrankte und deren Angehörige und auch für die Sterbenden. Wir beten für die, die da Leid tragen; dass sie getröstet werden. Im Gebet wird uns deutlich: der Mensch ist sich nicht selbst das Maß. In letzter Konsequenz sind wir getragen. Und deswegen hat uns Gott eben „nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ (2. Tim 1,7) Gott segne Sie!

Pfr. Friedrich Stork

Ev. Martinskirchengemeinde Espelkamp